Quellensammlung Teil A
4: Britische Mandatszeit (2) 1933-1939
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Übersicht:
Der arabische Aufstand 1936-39:
Erste Phase und Vorgeschichte
A4.1. Darstellung des historischen Zusammenhangs (mit Fotos)
Untersuchungsausschuss der Palestine Royal Commission (“Peel Commission”):
A4.2. Aussage von David Ben-Gurion vor dem Untersuchungsausschuss der Palestine Royal Commission, 7.1.1937
A4.3. Aussage des Muftis von Jerusalem, Hadj Amin al-Husseini, vor dem Untersuchungsausschuss der Palestine Royal Commission, 12.1.1937
Der arabische Aufstand 1936-39:
Zweite Phase und Ende
A4.4. Darstellung des historischen Zusammenhangs
A4.5. Aus dem Erfahrungsbericht eines britischen Polizisten
Teilungsplan der Peel-Kommission
A4.6. Darstellung des Zusammenhangs
in Arbeit...
Noch in Arbeit... Stand: 11.9.2025
9.9.2025
Die anschließende Seite A5 zur Zeit des Zweiten Weltkriegs ist noch in Vorbereitung.
Im Mittelpunkt dieses Abschnitts steht der Widerstand gegen die zionistische Einwanderung im Rahmen eines weitergehenden islamistischen Antijudaismus, den der Mufti von Jerusalem, Hadj Amin al-Husseini (1895 oder 1896, 1897 - 1974) anführte und der zunächst in den “Arabischen Aufstand” von 1936-39 mündete. Der Mufti musste in den Libanon ins Exil gehen und dann in den Irak, wo er sich 1941 an einem antibritischen und prodeutschen des dortigen Putschisten Ghailani beteiligte. Nach dessen Niederschlagung gingen beide ins Exil nach Berlin, wo aus der Mufti mit den Nazis kollaborierte. Die Seite auf Wikipedia gibt einen sehr guten Einblick in seine Biographie und sein politisches Wirken. Leider gibt es nicht viele gemeinfreie Quellen dazu. Wir betten das hier auch in den historischen Kontext ein.
Die Untersuchungsausschuss der Palestine Royal Commission Die Peel Commission wurde inoffiziell aber sehr gebräuchlich so benannt nach ihrem Vorsitzenden Lord William Peel. Sie wurde am 8.8.1936 als Untersuchungsausschuss zu den ausgebrochenen Unruhen eingesetzt, und sollte eine Lösung des “Palästina-Problems” erarbeiten. Es war weder die erste noch die letzte Kommission mit diesem Auftrag. Sie nahm erst im November ihre Arbeit in Jerusalem auf, als der “Generalstreik” zu Ende ging. Vor Ben-Gurion wurde Chaim Weizmann angehört, der Präsident der Zionist World Organization. Er betonte die bedrohliche Lage der Juden unter dem Antisemitismus in Europa, zuvorderst in Deutschland, aber auch in Osteuropa. Seine Aussagen zu den Plänen der Zionisten in Palästina entsprechen 1:1 denen, die dann Ben-Gurion wiederholte. A4.2. Aussage von David Ben-Gurion vor der Peel-Kommission, 7.1.1937 D. Ben-Gurion war zu diesem Zeitpunkt Vorsitzender der Exekutive der Jewish Agency in Palästina. […] Unser Recht in Palästina leitet sich nicht aus dem Mandat und der Balfour-Deklarattion ab. Es ist älter als diese. Ich glaube, von dem Vorsitzenden der Königlichen Kommission hieß es einmal, oder vielleicht von einem seiner Kollegen, dass das Mandat [1} unsere Bibel ist. Vorsitzender [Lord Peel]: Bin ich jemals so weit gegangen?: Es mag einer Ihrer Kollegen gewesen sein. Wir würden uns freuen, wenn Sie das sagten. Ich sage im Namen der Juden, dass die Bibel unser Mandat ist, die Bibel, die von uns geschrieben wurde, in unserer eigenen Sprache, auf Hebräisch, in genau diesem Land. Das ist unser Mandat. Unser Recht ist so alt wie das jüdische Volk. Es war nur die Anerkennung dieses Rechts, die in der Balfour-Deklaration und dem Mandat zum Ausdruck kam. Im Mandat wird erklärt, dass es das Recht des jüdischen Volkes anerkennt, seine nationale Heimstätte wiederherzustellen. […] Im letzten Jahrhundert gab es sehr lobenswerte und aufrichtige Versuche von zivilisierten Menschen, das Leid des jüdischen Volkes, seine Verfolgungen und Leiden zu beseitigen, indem man ihm in England, Frankreich und anderen Ländern gleiche Rechte gewährte; aber dies erwies sich als keine Lösung, da es nicht die Wurzel des Problems beseitigte, und die Wurzel ist, dass wir in jedem Land eine Minderheit sind, die der Gnade der Mehrheit ausgeliefert ist. Diese Mehrheit wird uns gerecht und fair behandeln, wie in England und wie in Frankreich, und es mag auch anders sein, wie in Deutschland, aber wir sind immer der Gnade anderer ausgeliefert. […] Der erste Grund ist, dass Palästina das einzige Land der Welt ist, das die Juden nicht als Einzelpersonen, sondern als Nation, als Volk, als ihr eigenes Land, als ihre historische Heimat betrachten können. Der zweite Grund ist, dass es kein anderes Volk gibt – ich sage nicht Bevölkerung, ich sage nicht Teile eines Volkes –, es gibt kein anderes Volk oder keine andere Nation als Ganzes, die dieses Land als ihre einzige Heimat betrachten. […] Wir kehren nach Palästina zurück und erkennen gerne und ohne Einschränkung eine sehr wesentliche Grenze an, und diese Grenze sind die Rechte der Einwohner Palästinas, nicht verletzt zu werden. […] Wir dürfen und wir werden kommen, und wir haben das Recht zu kommen, solange das jüdische Problem nicht gelöst ist, solange es notwendig ist, dass Juden nach Palästina kommen, und solange es in Palästina Platz für sie gibt, ohne andere zu verdrängen. […] |
[1] Mandat: Das Völkerbundmandat für Palästina, hier im Sinne der Legitimation für die jüdische Einwanderung
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Wenn Palästina unser Land ist, schließt das andere Einwohner nicht aus. […] Es bedeutet, dass das jüdische Volk wie jedes andere freie, unabhängige Volk Herr über sein eigenes Schicksal ist – warum also eine Heimat und kein jüdischer Staat? Manchmal wird auch gefragt, warum es „in Palästina” heißt und nicht „Palästina als nationale Heimat”. Zunächst einmal würde ich sagen, dass das Programm unserer Bewegung, als es erstmals formuliert wurde - nicht geschaffen, denn es existierte schon während unserer gesamten Geschichte - sondern als es erstmals politisch formuliert wurde, auf dem ersten Zionistenkongress in Basel im Jahr 1897, fast dieselben Worte verwendete wie die Balfour-Erklärung, um in Palästina eine Heimat für das jüdische Volk zu schaffen. […] Wir haben nicht „Palästina als nationale Heimstätte“ gesagt. […] Aber es gehört nicht zu unserem Ziel, andere zu beherrschen. Wäre Palästina ein leeres Land, könnten wir von einem jüdischen Staat sprechen […]. Aber es gibt andere Bewohner in Palästina, die hier leben, und so wie wir nicht anderen ausgeliefert sein wollen, haben auch sie das Recht, nicht den Juden ausgeliefert zu sein. […] Palestine Royal Commission. Notes of Evidence taken on Thursday, 7th January, 1937. Forty-Ninth Meeting (Public), S. 288f. Vgl. Ben-Gurion Testimony To Peel Commissio, Scribd, (Attribution Non-Commercial Share Alike BY-NC-SA) |
A4.1a. Sitzung der Palestine Royal Commission
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A4.3. Aussage des Muftis von Jerusalem, Hadj Amin al-Husseini, vor dem Untersuchungsausschuss der Peel-Kommission , 12.1.1937 Der Mufti war auch Vorsitzender des im April 1936 gegründeten Arabischen Hohen Komitees und trat vor allem in dieser politischen Funktion auf. […] Ich glaube, dass sie unangemessenen Druck und unangemessenen Einfluss ausüben. Auf diese Weise wurden die Hoffnungen der Araber immer weiter geschwächt, ihre Position veränderte sich allmählich, ihre Zahl verringerte sich […] proportional, und ihr Land wurde ihnen entzogen, während sie sich einer starken Konkurrenz gegenübersahen […]. Kurz gesagt, sie sahen mit eigenen Augen eine rasche und grundlegende Veränderung ihrer Position und den Verlust ihrer Rechte. […] Es gibt noch einen weiteren gefährlichen Aspekt der Zunahme der Zahl der Juden, der Ausweitung ihres Landbesitzes und des Wachstums ihres politischen Einflusses, der sich auf die Heiligen Stätten, insbesondere die muslimischen Heiligen Stätten, auswirkt. An diesen Heiligen Stätten haben die Juden, obwohl sie immer noch eine Minderheit sind, gefährliche Absichten gezeigt […]. Diese Äußerungen zeigten ohne jeden Zweifel, dass das ultimative Ziel der Juden der Wiederaufbau des Salomonischen Tempels auf den Ruinen des Haram esh Sharif, der El-Aqsa-Moschee und des Heiligen Felsendoms ist, der in der muslimischen Welt höchste Achtung und Verehrung genießt. […] |
A4.3a. Der Mufti und das Arab Higher Committee |
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Die britische Regierung verfolgt weiterhin eine ungerechte und unfaire Politik, indem sie versucht, das unmögliche Ziel der Errichtung einer nationalen Heimstätte für die Juden in diesem arabischen Gebiet zu verwirklichen, das auf allen Seiten von einem arabischen Meer umgeben ist […], wodurch das Heilige Land zu einem Schauplatz blutiger Unruhen und zu einer permanenten nationalen Heimstätte für Unruhen und Aufstände wird, die unvermeidlich sind, solange die Verwaltung auf einer unfairen und ungerechten Grundlage beruht. […] Es ist für die Araber eine große Trauer, zu sehen, dass die britische Regierung beharrlich ihre Rechte verletzt und ihre nationale Existenz der Vernichtung aussetzt, während sie sich in allen Angelegenheiten den jüdischen Ambitionen unterwirft […]. Zusammenfassend waren nach Ansicht der Araber die Ursachen für die Unruhen: |
A4,3b. Die Palestine Royal Commission beim Verlassen der Geschäftsstelle in Jerusslem nach der Anhörung des Arab Higher Committee am 12.1.1937. Lord Peel und Sir Horace Rumbold, Vorsitzender und Stv. Vorsitzender der Kommission, |
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Die Araber sind der festen Überzeugung, dass die richtige und grundlegende Lösung der Situation in den folgenden drei* Maßnahmen zu finden ist: Vorsitzender [Lord Peel]: […] Was wollen Sie mit den derzeit 400.000 oder mehr Juden im Land tun? |
* sic! Es sind jedoch vier
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[Gespräch über den Landverkauf] Vorsitzender: Seine Eminenz zeichnete ein trauriges Bild von den Arabern, die von ihrem Land vertrieben und ihre Dörfer ausgelöscht wurden. Hat die palästinensische Verwaltung das Land erworben und dann an die Juden übergeben? Sir Lauris Hammond: Ist das Land in Palästina heute wertvoller als zu Zeiten, als die Türken das Land regierten? Das ist vielleicht einer der Hauptgründe. Palestine Royal Commission. Notes of Evidence taken on Tuesday, 12th January, 1937. Fifty-Sixth Meeting (Public) |
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Der Arabische Aufstand. A4.1. Darstellung des historischen Zusammenhangs (mit Fotos) Ziemlich früh setzte der Mufti seine Hoffnung auf Hitler um die jüdische Einwanderung nach Palästina zu stoppen und die bereits etablierten Ansiedlung zu bekämpfen. Am 31.3.1933 - ein Tag vor dem Boykott jüdischer Läden in Deutschland - schickte der deutsche Konsul in Palästina ein Telegramm an das Auswärtige Amt in Berlin, worin er von einem Gespräch mit dem Mufti am Vormittag berichtete, der ihm erklärt hatte, dass “die Mohammedaner innerhalb und außerhalb Palästinas” das “neue Regime in Deutschland begrüßen” und die “Ausbreitung faschistischer antidemokratischer Staatsführung auf andere Länder erhoffen.”[1] Der Mufti wollte eine breite Boykottaktion ins Leben rufen. |
Zum ganzen Kontext:: Tom Segev: Es war einmal ein Palästina. Juden und Araber vor der Staatsgründung Israels. München (Siedler/Pantheon) 1995, 42005, Kap. 17-19, S. 391-445, Oren Kessler: Palestine 1936. The Great Revolt and the Matthew Hughes: Britain’s Pacification of Palestne. 1] Zitat aus: Rolf Steininger (Hg.): Der Kampf um Palästina 1924-1939. Berichte der deutschen Generalkonsuln in Jerusalem. München (Olzog), 2007, S.178f. |
Zuvor hatte Izzadin al-Qassam (1882-1935), syrischer Herkunft, der nach dem vergeblichen Widerstand gegen die Franzosen in Syrien nach Palästina floh und dort Imam einer neu gebauten Moschee in Haifa wurde, ab Mitte der 1920er mit dem Aufbau einer antibritischen und antijüdischen Untergrundgruppe (die “Schwarze Hand”) begonnen, die streng islamistisch ausgerichtet war. In seinen Predigten berief er sich auf den “Heiligen Krieg” (Jihad) und gegen die kulturelle Verwestlichung des arabischen Bürgertums. Beim Aufbau einer islamischen Jugendbewegung hatte er entscheidenden Anteil. Ein Ableger seiner Untergrundbewegung (die “Grüne Hand”) spielte eine große Rolle bei den Unruhen von 1929 in Nordpalästina (siehe oben, A2): Massaker von Hebron). Strukturell entwickelte sich hier ein terroristisches Netzwerk, wie wir das eher aus jüngerer Zeit kennen, das dezentral agierte. 1930 begannen Attentate auf jüdische Einzelpersonen, die 1935 in eine Guerilla-Phase überleiteten. Auf dem politisch-legalistischen Terrain fand Qassam Verbindung zur 1930 gegründeten Hizb al-Stiqlal (Unabhängigkeitspartei), die wie er auch eine pan-arabische, allerdings keine islamistische Position vertrat, aber durch ihre propagandistischen Aktivitäten 1933 Bedeutung gewann und für die Briten damals zum Hauptgegner wurde. Sie hatte aber einen militanten Flügel unter der Führung ihres Mitbegründers, Subhi al-Khadra, der 1929 nach den damaligen Polizeierkenntnissen an den Unruhen 1929 beteiligt war und zum Kontaktmann Qassams in der Partei wurde. Der Erfolg der Partei war jedoch nur kurzfristig, aufgrund innerer Richtungskämpfe, der mangelnden Verankerung in der Bevölkerung und der Rivalität mit dem Mufti, der die politische Führung behalten und ausbauen wollte. [2] Mit ihrem Niedergang, ihr Vorsitzender trat 1936 in das Arab Higher Comittee des Mufti ein, versiegte auch eine originär politische Strömung des arabischen Widerstands gegen die Briten in Palästina zugunsten der radikal islamistischen und antijüdischen Orientierung des Mufti. Ein Mitglied der Führung der Istiqlal-Partei, Ahmed Shukeiri, wurde 1964 zum Gründer der PLO. |
A 4.1a. Die Führung der Istiqlal Party [2] Cf. Shai Lachman: Arab Rebellion and Terrorism 1929-39. The Case of Sheikh Izz al-Din al-Qassam and his Movement, in: Elie Kedourie / Sylvia G. Haim (Hrsg.): Zionism and Arabism in Palestine and Israel. Abingdon, Oxon (U.K.) / New York (Routledge) 1982, 2015, S. 52-100 |
Al-Qassam, nach dem später die Kassam-Raketen der Hisbollah und der Hamas sowie die Qassam-Brigaden der Hamas benannt wurden, wurde vom britischen Militär in einem Feuergefecht am 20.11.1935 erschossen. Seine schon 1933 dem Mufti vorgeschlagene Guerilla-Strategie hatte dieser damals verworfen, sie inspirierte ihn dann aber für die 2. Phase des Arabischen Aufstands. Qassams Mythos entstand schon damals, gleichsam ein arabischer Che Guevara, und beflügelte den entstehenden antibritischen und antijüdischen Terrorismus. Am 25.4.1936 gründete der Mufti mit hochstehenden arabischen Notabeln - reichen und einflussreichen Spitzen angesehener Familien - das Arab Higher Committee, das sich in der Folge als Vertretung der arabischen Bevölkerung ausgab. Es war aber nicht gewählt und der Mufti lehnte auch jedes Angebot der Briten für eine reguläre gewählte Vertretung der arabischen Bevölkerung ab, weil er dies als Unterordnung unter die Mandatsregierung verstand, und umso mehr die Wahl einer gemeinsamen Vertretung der Bevölkerung, in der die jüdische Bevölkerung auch vertreten gewesen wäre. Anfangs war im Arab Higher Committee auch noch der Vertreter der christlichen Araber, Raghib al-Nashashibi, vertreten, im Zuge des Aufstands kam es aber zum Bruch zwischen ihm und Al-Husseini. Der “Arabische Aufstand” ist eine Sammelbezeichnung für eigentlich zwei verschiedene Aktionen, die einerseits nacheinander, andererseits aber schon parallel stattfanden: Die terroristischen Aktivitäten gingen auch nach dem Tod al-Qassams weiter und zwei Attentate auf Juden in Nablus am 15. Aprli 1936 werden allgemein als Beginn des “Aufstands” gesehen. Trotzdem ist das relativ willkürlich, denn es hätten auch vereinzelte Terroranschläge bleiben können, wenn es nicht zum Streik gekommen wäre. |
A4.1b. Das Arab Higher Committee 1936 |
Politisch wichtiger für die erste Phase ist daher der am 20.4. beginnende “Generalstreik”, der eine vollkommen neue Situation brachte und große Teile der Bevölkerung politisierte, die mit dem Terrorismus nichts am Hut hatten. Die politische Spannung hatte schon zugenommen aufgrund der massiv steigenden jüdischen Einwanderung (fast 67.000 im Vorjahr), außerdem gab es 1936 erfolgreiche politische Aktionen für mehr Unabhängigkkeit in Ägypten, Syrien und im Irak, die motivierten. Auslöser war jedoch eine Entdeckung im Hafen von Jaffa, wo arabische Hafenarbeiter zufällig herausfanden, dass Waffen für jüdische Adressaten importiert wurden - organisiert von der Haganah, der illegalen Verteidigungsmiliz -, und es zu blutigen Konfrontationen in Jaffa in Tel Aviv kam. Am 21. April wurden bereits 20 Tote bilanzoert, darunter 16 Juden, und 160 Verletzte. |
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Die organisierte Bewaffnung des Yishuv, der jüdischen Community, war eine Lehre aus den gewalttätigen Konfrontationen von 1920 und vor allem den Massakern von 1929 sowie den ständigen einzelnen Konfrontationen in der Zeit dazwischen und seither. Bis 1929 war die 1920 gegründete Haganah (“Verteidigung”) jedoch nur ein kleine Gruppe bewaffneter Männer, da der Waffenbesitz im Prinzip illegal war. Nach 1929 begann daher der systematische Aufbau einer Untergrundmiliz. Der Verteidigungscharakter der Haganah wurde lange aufrechterhalten, doch bildeten sich dann auch schon bewaffnete Gruppen, die in der 2. Phase auf eigene Faust und auf eigene Weise agierten. Auf der anderen Seite rüsteten die Briten auch geschulte Verteidigungskräfte der Siedlungen mit Waffen aus, die sie nach gegebenen Regeln verwenden durften und so in gewisser Weise zu Hilfspolizisten wurden. [3]. In der regulären Mandatspolizei wurden sowohl Juden als auch Araber rekrutiert, von denen siher gewiss vielen in einem Loyalitätskonflikts waren, zumindest in bestimmten Situationen, auf die die Briten aber nicht verzichten konnten. |
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Der Generalstreik war v.a. ein Streik der Arbeiter und Angestellten im Dienst der Mandatsbehörden, die Schließung der Läden in den Städten und darüber hinaus eine Art “ziviler Ungehorsam”, wie man heute sagen würde, der v.a. im Boykott britischer Behörden (inkl. Verweigerung der Steuerzahlung), Demonstrationen etc. bestand. Darüber hinaus kam es aber auch zu Übergriffen auf jüdische Läden und die jüdische Bevölkerung. Das Ereignis von Jaffa am 15.4.1936 führte zu sofortigen Zusammenstößen in der Bevölkerung, ersten Ermordungen von jüdischen Arbeitern in Jaffa, und kulminierte vorläufig im Niederbrennen des jüdischen jemenitischen Viertels von Tel Aviv, das damals noch aus Hütten bestand, und was zu 9 Toten und 60 Verletzten führte.. Die Polizei war anfangs überfordert und nicht sofort zur Stelle, zögerte aber nicht, auf Gewalttätige zu schießen. So kamen in Jaffa auch zwei Araber zu Tode Der erste Streikaufruf kam am 20. April von einem neu und selbst ernannten “Arab National Committee” in Nablus, am 25. April verkündete der Mufti die Bildung eines “Arab Higher Committee” um die Führung an sich zu reißen und übernahm Aufruf und Organisation des Generalstreiks. Propagandisten zogen durchs Land um die Leute dazu zu bewegen, sich dem anzuschließen. Der Streik schadete am meisten den Streikenden selbst und hatte gravierende wirtschaftliche Auswirkungen. Gesandte aus den benachbarten arabischen Ländern, sogar aus Saudi-Arabien, beschwören das Arabische Hohe Komitee, den Streik abzubrechen, was dann auch am 12. Oktober geschah. Im Juni bereits begann jedoch, noch parallel zum Streik, die zweite Phase des Aufstands mit einer neu organisierten Guerillabewegung. |
A4.1c. Verladung von Orangenkisten im Hafen von Jaffa für den Export auf Booten, die die Ladung zu den vor den Felsen vor Anker liegenden Frachtschiffen bringen sollen. Ca. 1930. Wiikmedia Commons
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A4.1d. Unruhen 1936: Britische Polizei löst eine versammelte Menge in Jaffa auf, 13.6.1936. |
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A1e. Juden werden von britischen Polizisten aus der Altstadt Jerusalems evakuiert, 1936. |
Teilungsplan der Peel-Kommission und die Folgen A4.6. Der Peel-Report - Zusammenfassung und Zusammenhang. Darstellung Die Arbeit der Peel-Kommission beinhaltete auch informelle Gespräche mit zionistischen und arabischen Vertretern, die nicht als offizielle Anhörungen aufgenommen wurden. Dabei stellten sich äußerst divergierende Ansichten zur Zukunft Palästinas heraus, nicht nur zwischen den Kontrahenten, sondern auch innerhalb jeder Gruppe wie auch in der Kommission selbst. Damit sollten nicht nur die heiligen christlichen Stätten, außer Jerusalem als gemischt religiöser Stadt Bethlehem im Korridor und Nazareth im Norden, unter britischer Kontrolle bleiben, sondern auch der strategisch wichtige einzige Tiefwasserhaften Haifa, Zielpunkt der neu erbauten Erdöl-Pipeline von Kirkuk (Irak) ans Mittelmeer. Das arabische Territorium in Palästina sollte jedoch mit Transjordanien zu einem Staat verbunden werden, Vorgriff auf die Problematik, die sich dann ab 1948 bis zum Sechstagekrieg 1967 und sogar noch darüber hinaus stellen sollte. Nicht nur, dass die Briten damit auch ihrem engen Vertrauten Emir Abdallah, dem soäteren ersten König von Jordanien, entgegenkamen, es verdeutlicht auch, dass es damals noch keine arabisch-palästinensische Identität gab und die beiden Seiten des Jordans als ein zusammenhängendes Land gesehen wurden, was es auch unter der osmanischen Herrschaft gewesen war, trotz der Verwaltungsbezirke, die auch den Jordan schon als Grenze hatten. Zu Beginn der britischen Mandatszeit opponierte der arabische Nationalismus auch gegen die Teilung von Palästina und Transjordanien und vertrat sogar die Idee einer großsyrischen Monarchie, in deren Territorium Palästina/Transjordanien eingeschlossen gewesen wäre. Und später vertraten die noch Guerilla-Gruppen von Al-Qassam und Al-Qawuqj, die ja selbdt syrischer Herlkunft waren, diese Position. Demgegenüber löste sich der Mufti davon und trat für einen eigenen arabischen Staat Palästina ein (ohne Teilung des Mandatsgebietes), in dem er für sich selbst die Führungsposition erhoffte. Für die Juden war die Abtrennung Jerusalems vom vorgesehenen jüdischen Staat ein großes Problem, nicht einmal primär aus religiösen Gründen, da die Zionisten mit großer Mehrheit nicht national-religiös orientiert waren, viele sogar sehr säkular. Die Tatsache, dass ca. 150.000 Juden in Jerusalem und seinem Umland sowie im vorgesehenen Korridor Jaffa-Jerusalem lebten, mehr als ein Drittel der jüdischen Bevölkerung (vgl. A3.4.), nicht in den jüdischen Staat integriert waren, verschob die ganze demographische Balance, da es auf der anderen Seite im jüdischen Territorium eine arabische Minderheit von 225.000 Menschen gab, v.a. in Mittel- und Westgaliläa. Für die radikalen Zionisten war grundsätzlich die damit verbundene territoriale Begrenzung angesichts der erwarteten weiteren Einwanderung unannehmbar. Was man dabei noch gar nicht wissen konnte, war der Ausbruch des Zweiten Weltkriegs zwei Jahre später mit allen seinen Konsequenzen. Doch das Problem eines massiven Auswanderungswunsches - letztlich einer Notwendigkeit - aus Europa zeigte sich schon zu dieser Zeit, spätestens nach der Konferenz on Évian im Juli 1938 zur “Lösung der Judenfrage”, als die Bereitschaft der westeuropäischen Staaten und auch der USA, Juden aufzunehmen, äußerst gering war.
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A4.6a. Karte von Palästina 1934
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A4.7. Aus dem Abschlussbericht der Peel-Kommission 20. (i) Es kann keine Grenze gezogen werden, die alle Araber und Land in arabischem Besitz von allen Juden und Land in jüdischem Besitz trennt. [...] 36. Wenn die Teilung wirksam zu einer endgültigen Lösung beitragen soll, muss sie mehr bedeuten als nur die Festlegung einer Grenze und die Gründung zweier Staaten. Früher oder später sollte es zu einer Übertragung von Land und, soweit möglich, zu einem Bevölkerungsaustausch kommen. 37. Was das Land betrifft, so möchten die Juden möglicherweise einen Teil oder die Gesamtheit der Grundstücke, die sich derzeit in ihrem Besitz befinden und innerhalb der Grenzen des arabischen Staates liegen, veräußern, und ihre jüdischen Bewohner möchten möglicherweise in den jüdischen Staat umziehen und dort ihr Leben auf dem Land wieder aufnehmen. Die Araber hingegen könnten ebenfalls bereit sein, das Land zu verkaufen, das sie innerhalb der Grenzen des jüdischen Staates besitzen. Aber was wird in diesem Fall aus den Bewohnern, seien es Eigentümer, Pächter oder Arbeiter? Ob sie nun im jüdischen Staat bleiben oder in den arabischen Staat ziehen, wo es unter den gegenwärtigen Bedingungen kein überschüssiges Ackerland gibt, besteht die offensichtliche Gefahr, dass sie zu einem „landlosen Proletariat“ werden. […] 39. Der politische Aspekt des Landproblems ist noch wichtiger: Da seit 1931 keine Volkszählung mehr stattgefunden hat, ist es unmöglich, die Verteilung der Bevölkerung zwischen den vorgeschlagenen arabischen und jüdischen Gebieten genau zu berechnen, aber nach einer uns vorliegenden ungefähren Schätzung leben in dem Gebiet, das in unserem Plan dem jüdischen Staat zugewiesen wurde (mit Ausnahme der Stadtbezirke, die unserer Meinung nach für einen bestimmten Zeitraum unter Mandatsverwaltung bleiben sollten), derzeit etwa 225.000 Araber. In dem Gebiet, das dem arabischen Staat zugewiesen wurde, leben nur etwa 1.250 Juden, aber in Jerusalem und Haifa leben etwa 125.000 Juden gegenüber 85.000 Arabern. Die Existenz dieser Minderheiten stellt eindeutig das größte Hindernis für die reibungslose und erfolgreiche Durchführung der Teilung dar.[…] 42. Daher ist es dringend erforderlich, diese Gebiete zu vermessen und eine verbindliche Einschätzung der praktischen Möglichkeiten für Bewässerung und Erschließung vorzunehmen. Wir schlagen vor, dies unverzüglich in Angriff zu nehmen und die erforderlichen Mitarbeiter und Mittel bereitzustellen, damit dies in kürzester Zeit abgeschlossen werden kann. Wenn sich daraus ergibt, dass eine beträchtliche Menge Land für die Umsiedlung von Arabern, die im jüdischen Gebiet leben, zur Verfügung gestellt werden könnte, sollten alle Anstrengungen unternommen werden, um eine Vereinbarung über den Austausch von Land und Bevölkerung zu erzielen. Palestine Royal Commission. Report. Presented by the Secretary of State for the Colonies to Paliament by Command of His Majesty, July, 1937, S. 389-391.
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A4.6a. Teilungsplan der Peel Commission, 7. Juli 1937. Vgl. Peel-Kommission Wikipedia |
A4.7. Die Woodhead-Kommission und die Internationalisierung des Problems. Darstellung
Wird fortgesetzt...
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A4.7a. Alternativer Teilungsplan der Woodhead Commission 1938.
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israel-palästina.net